Sehr geehrte Leser,
da bin ich nun, gute 9700 Kilometer von Dresden entfernt, in der Nähe des kleinen Dörfchens Muraviovka, welches nicht mal mehr Google Maps kennt. Die ersten Tage haben aber bereits gezeigt, dass sich jeder einzelne Meter, die durchaus stressigen Situationen mit dem Visum und auch die vielen Flugstunden sehr gelohnt haben. Das Abenteuer startete in Berlin, hier traf ich Jonas und Hans, zwei erfahren Beringer aus Oldenburg und Berlin. Die erste Etappe bis Moskau (3 Stunden) war sehr angenehm und endete in einer Pension am Rande der Stadt. Kaum angekommen, kamen wir mit zwei Russen ins Gespräch, die uns in ein Steakhaus entführten und einen netten Abend bescherten.
|
Moskauer Nächte mit Hans, Alexej, Benny, Jonas und Ivan (v.l.n.r.) |
In Moskau trafen wir Wieland, den Organisator des Amur Bird Project, und am nächsten Tag flogen wir über Jekaterinburg nach Blagoweschtschensk (10 Stunden). Mit dem Mietauto gelangten wir (90 Minuten über "Straßen") in den Muraviovka Park. Nach einem üppigen Abendessen und einem wunderschönen Sonnenuntergang über den Sümpfen des Parkes fielen alle ins Bett.
|
Blagoweschtschensk von oben, links der Seja und im Hintergrund der Amur |
|
Jeden Abend ein wunderschöner Anblick |
Der darauffolgende Tag begann mit einer Exkursion im rund 6200 Hektar großen Park. Zu bestaunen gab es sehr viel: einen Terek Wasserläufer, eine junge Uferschnepfe, mehrere Schwarzschnabelstörche, Mandschuren- und Weißnackenkraniche, Schwarzohrmilan, Wiedehopf und viele weitere mehr. Am Nachmittag wurden die Netze vorbereitet und geöffnet, die Herbstsaison konnte starten!
In der ersten Woche gelang es uns, 238 Vögel aus 29 Arten zu beringen. Das Gefühl, diese teilweise sehr zarten, aber auch imposanten Geschöpfe aus dem Japannetz zu befreien und jedes einzelne Detail an ihnen betrachten zu können, hat großes Suchtpotential. Bisher konnten wir einige Arten in den Händen halten, welche auch in Deutschland (in anderen Unterarten) heimisch sind oder als absolute Raritäten unter Beringern und Vogelbeobachtern gelten. Hier ein paar meiner persönlichen Highlights:
|
Dickschnabel-Rohrsänger - Acrocephalus aedon stegmanni |
|
Rubinkehlchen - Luscinia calliope |
|
Eisvogel - Alcedo atthis bengalensis |
|
Kleiber -Sitta europaea ssp. |
|
Kernbeißer -Coccothraustes coccothraustes spp. |
|
Östliche Wasserralle -Rallus indicus |
|
Mandschurendommel -Ixobrychus eurhytmus |
|
Netter Beifang ;) |
Das Wochenende brachte kräftigen Regen mit sich, und so entschlossen wir uns, die Hauptstadt des Amur Oblast, Blagoweschtschensk, zu erkunden. Samstagabend verbrachten wir mit
Juliana und Sergey, zwei deutschsprechende Freunde des Projektes. In einem chinesischem Restaurant wurden wir kulinarisch verwöhnt und schwungen auf der gefederten (ja! gefedert!) Tanzfläche das Tanzbein. Am Sonntag besuchten wir die Sehenswürdigkeiten der Stadt und bestaunten die Exponate im Heimatmuseum.
|
Grünes Bier und wilde Tänze |
|
Triumphbogen Blagoweschtschensk |
|
Im Hintergrund der Amur und die chinesische Stadt Heihe |
|
Rotfuchs im Heimatmuseum von Blagoweschtschensk |
Für alle Informationen rund um das Projekt empfehle ich euch den offiziellen Amur Bird Projekt Blog http://amurbirding.blogspot.com/. Da findet ihr jede Woche einen aktuellen Bericht mit genauen Zahlen und weiteren Bildern.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen