Sonntag, 20. August 2017

Die Lausfliegen und der ganz große Durchbruch



Sehr geehrte Leser,

Wieder ist eine Woche vergangen. Die Zeit hier verfliegt rasend schnell, schon fast einen Monat sind wir nun hier. Gefühlt waren es nur ein paar Tage, es gibt noch immer so viel zu entdecken, und jeder Tag ist auf seine eigene Weise besonders. Die letzte Woche wurde von hohen Temperaturen bestimmt, die Wege im Sumpf trockneten weiter und erleichterten uns damit die Kontrollgänge. Doch das Wetter kann hier auch schnell kippen, so konnten wir unseren ersten Sturm miterleben, inklusive dem aufwändigen Befreien der Netze von Blättern, Fichtennadeln und so manchem Gestrüpp. Highlight der Woche war ein Meloneneis, welches uns die Parkdirektorin aus Blago mitbrachte. Sonst gestalten sich die Abkühlungen nur durch ein angefeuchtetes T-Shirt oder kühles, frisch gepumptes Brunnenwasser.
Ein Sturm zieht auf, zum Glück haben wir nur seine Ausläufer abbekommen.
Im Rahmen meiner Bachelorarbeit untersuche ich hier die örtliche Lausfliegen-Fauna. Viele haben sich einen Bericht über den aktuellen Stand der Erfassung gewünscht. Пожалуйста: Bisher konnten wir 55 Vögeln ihre Lausfliegen abnehmen, sie verteilen sich auf 24 Vogelarten. Das gute Wetter spielt uns dabei in die Karten. Immer wieder bin ich erstaunt über die geniale Mithilfe von Jonas und Hans. So kann ein herzhafter „Lausfliege!“-Ruf Stühle zum Poltern bringen, panische Blicke zur Decke auslösen oder Suchscheinwerfer in Form von Stirnlampen durch den Raum fliegen lassen. Zugegeben, sie freuen sich auch sehr, weil ich bei der 25. Probe verkündet habe: „Wenn wir 50 Proberöhrchen füllen, geb ich ne Currywurst in Berlin aus, bei 60 sogar die Getränke dazu.“. Da dachte ich noch, dass 50 nicht so leicht zu schaffen sein werden. Mit zunehmender Länge der Bärte gelingt auch das Finden nach dem Abflug der Lausfliegen immer besser, mit Vorliebe fliegen sie einem in das dem Vogel am nächsten gelegene Haardickicht. Die Jagd nach den blutsaugenden „Biestern“ geht weiter, nicht nur, um so viele wie möglich zu fangen, sondern auch um möglichst viele verschiedene Vogelarten mit ihnen nachzuweisen.
Beringungsromatik im Sonnenuntergang
Am Freitag bekamen wir Besuch vom russischen Fernsehen. Es sollte ein sieben minütiger Beitrag über den Park, die Kraniche in ihm, aber auch die verschiedenen Forschungsprojekte hier entstehen. Mit viel Mühe wurden Szenen an den Netzen gedreht und die Arbeit am Beringungstisch gefilmt, um unsere Schokoladenseiten herauszukitzeln. Wir sind sehr gespannt, ob der Beitrag auch im Internet verfügbar sein wird und wir als berühmte Beringer in Moskau verabschiedet werden (😉).
Kurz vorm ganz großen Durchbruch
In der vergangenen Woche gelang es uns, 267 Vögel, aus 42 Arten zu beringen. Die  Zahlen liegen damit leider unter dem, für die Saison typischen, Durchschnitt. Hier ein paar Fotos der Highlights:

Middendorff-Laubsänger - Phylloscopus plumbeitarsus
Blaunachtigall - Luscinia cyane bochaiensis

Waldpieper - Anthus hodgsoni yunannensis

Petschorapieper ssp. - Anthus gustavi

Trillersperber - Accipiter gularis sibiricus

Hopfkuckuck - Cuculus optatus



Schwanzmeise - Aegithalos caudatus caudatus

Entnahme einer Speichelprobe beim Petschorapieper ssp (Zweiter Fang seit 2011)

До свидания


Wenn man sich von den Volontären ein Reh mit Pilzen zum Abendessen wünscht...

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